Vor eineinhalb Jahren bat mich die Arge-Schubhaft um Zusammenarbeit, um das Thema Schubhaft und das Anliegen der Menschen in Schubhaft um künstlerisch zu thematisieren. Damit begann für mich eine intensive Zusammenarbeit mit der Arge-Schubhaft und mit den Menschen, die ich in der Schubhaft im Polizei-Gefangenenhaus Innsbruck besuchte. Seit 6. Dezember 2001 besetze ich für Menschen in Schubhaft öffentliche Orte des Staates und installiere meine mobilen Transporter: Zelte, Plakate und ein Wohnmobil. Diese erkläre ich zu Schutzräumen vor Verfolgung, Vertreibung, Vergewaltigung, Ermordung, Haft, Zensur, Verschleppung, Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Ausweglosigkeit. Es sind flexible Schutzräume, die subversiv immer und überall Einsatz bereit sind. Sie schleuße ich u. a. in "Niemandsländer" ein, in Schnittstellen sozusagen, die zwischen den Grenzen unterschiedlicher Systeme liegen. Diese bewußt gesetzten und erklärten Freiräume, stehen den Gefängniszellen der Institutionen gegenüber.
WOHNMOBIL: Einsatzgebiete u.a. Straßen, Grenzübergänge,
Plätze
06.12.01 vor der Schubhaft im Polizei-Gefangenenhaus und der Polizeidirektion
Innsbruck wurde das Wohnmobil, das Mahnmal für die Verfolgten und Vertriebenen,
geparkt und eine Pressekonferenz darin abgehalten.
22.12.01 Innsbruck, Maria-Theresienstraße / Annasäule. Das
Mahnmal wurde durch eine Segnung zum Kirchen-Raum; der Alltagsgegenstand
ist nun als Schutzraum international einsetzbar.
Weitere Aktionen sind in Planung.
PLAKATE: Einsatzgebiete u. a. Körper, Straßen, Geschäfte,
Universitäten, Kirchen, Räume des Kunstbetriebes
ab 07.12.01 und angemietete Werbeflächen; weiters finden permanent
illegale Plakataktionen statt.
08.12.01 Innsbrucker Innenstadt. Aktion mit Sandwichtafeln, die von Frauen
und Männern an ihren Körpern durch die Innenstadt getragen wurden.
Weitere Aktionen sind in Planung.
ZELTE: Einsatzgebiete u.a. Grenzübergänge, Plätze
14.12.01 Besetzung der Taxisgalerie im Innenhof - als Schnittstelle zwischen
Kunst und Politik in Tirol - mit einer Zeltstadt aus alten LKW-Planen und
Ghettoblastern, die lautstark und endlos unzensuriert die Interviews von
Menschen, die in Schubhaft waren, abspielten.
REAKTIONEN:
Der Polizeidirektor Herr Mag. Stattmann verbot generell Videoaufnahmen,
Interviews und Fotoarbeiten im Schubhaftgefängnis, trotz Zustimmung
der Betroffenen.
Die Direktorin der Taxisgalerie Frau Dr. Eiblmayr lehnte die Errichtung der Zeltstadt im Innenhof ab.
Die Österreichischen Zeitungen veröffentlichten nicht das Plakat: "So schmeckt die Freiheit, der Präsident" kombiniert mit dem Motiv von Hannes Kartnig den Präsidenten des FussballclubsSturm Graz, da sie rechtliche Konsequenzen fürchteten.
Bischof Dr. Kothgasser lehnte die Segnung des Wohnmobils ab.
Msg. Wilhelm, Vorsitzender der Menschenrechtskommission und Pastor Thaler waren zur Segnung des Wohnmobils bereit.
Frau Dr. Eiblmayr droht im Falle der Veröffentlichung meines Dokumentationsmaterials
der Kunstaktion "Besetzung der Taxisgalerie" mit rechtlichen Schritten:
"Sehr geehrter Herr Wassermann, nach Rücksprache mit dem Anwalt Dr.
Hermann Holzmann möchten wir Sie davon in Kenntnis setzen, dass eine
Veröffentlichung der Bild- und Tonaufnahmen (Frau Sandbichler mit Mikrofon
am Revers, Frau mit Fotokamera, Mann mitVideokamera, ...), die während
Ihrer Kunstaktion "Besetzung derTaxisgalerie" am Freitag den 14.12.01, gemacht
wurden, von unserer Seite nicht genehmigt wird. Sollten die Aufnahmen trotzdem
- in welcher Form auch immer (auch auf Ihrer Website) - veröffentlicht
werden, sehen wir uns gezwungen, rechtlicheSchritte einzuleiten. Dr. Silvia
Eiblmayr , Direktorin" (Dr. Silvia Eiblmayr per e-mail am 14.12.2001)
Eine umfassende Dokumentation des Kunstprojektes "Schubhaft" ist in Vorbereitung.
Genauere Informationen zur noch laufenden "Schubhaft" unter http://www.mylivingroom.org