AUSLÖSCHUNG / Mauthausen Schwur
© 2020
Die partizipative Performance OFFIZIALDELIKT KREIDE sollte im Gedenkjahr 2018 an die Widerstandskämpfer*innen des Nationalsozialismus erinnern und ihnen ein lebendiges Denkmal an zwei Orten setzen.
Der Künstler Franz Wassermann sprayt ein Hakenkreuz auf die gläsernen Eingangspforten der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und des Neuen Tiroler Landhaus in Innsbruck. Sobald die Sprühkreide getrocknet ist wird das Zeichen gemeinsam mit Teilnehmer*innen aus der Bevölkerung entfernt, indem mit den Fingerspitzen Text in die Kreidefläche geschrieben wird. So wird das Hakenkreuz nach und nach defragmentiert und schließlich ganz ausgelöscht.
Dabei setzen die Performances in Wien und Innsbruck verschiedene inhaltliche und ästhetische Schwerpunkte. In Wien rezitiert ein Chor aus Freiwilligen den Mauthausen Schwur von 1945. Franz Wassermann schreibt ihren Worten folgend den Schwur in das Hakenkreuz und bringt es so zum Verschwinden. In Innsbruck verliest der Künstler die Namen von österreichischen Widerstandskämpfer*innen. Freiwillige übernehmen eine Patenschaft für je einen Namen und schreiben diese in das autoritäre Symbol bis es von der gläsernen Eingangspforte getilgt ist.
Entlang der Achse Wien – Tirol erinnert OFFIZIALDELIKT KREIDE daran, dass durch das Opfer von Widerstandskämpfer*innen Demokratie in Österreich ermöglicht wurde. Das Ritual des Schreibens ruft zu einem lebendigen Erinnern an diesen Teil der österreichischen Geschichte auf und appelliert an unsere Verantwortung, auf das Erbe der Widerstandskämpfer*innen aufzupassen. Nur durch die Zivilcourage vieler Menschen war und ist dieser Prozess möglich.
Im Gedenkjahr 2018, in dem sich sowohl die Gründung der Republik Österreich 1918 als auch der Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 jähren, erinnert OFFIZIALDELIKT KREIDE / Namen im Widerstand und OFFIZIALDELIKT KREIDE / Mauthausen Schwur an das Opfer der Widerstandskämpfer*innen und fragt, wie wir mit ihrem demokratischen Erbe umgehen wollen.
Die geplante Performance mit der Bevölkerung wurde von der Tiroler Landesregierung und von der Österreichischen Burghauptmanschaft, nicht genehmigt.
Als künsterische Antwort auf die Absage durch die Politik und die Bürokratie, wurden diese Performances 2020 im Atelier von Franz Wassermann alleine umgesetzt und zu zwei Videoarbeiten verarbeitet: DIE AUSLÖSCHUNG / Namen im Widerstand und DIE AUSLÖSCHUNG / Mauthausen Schwur indem die Videos rückwärts gespielt werden und am Ende das Hakenkreuz steht und die Namen, sowie der Mauthausen Schwur ausgelöscht sind.